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Turmalin

Turmalin • komplexes Borosilikat-Cyclosilikat — allgemein: X Y₃ Z₆ (T₆O₁₈)(BO₃)₃ V₃ W Kristallsystem: trigonal • Habitus: lange gestreifte Prismen (dreieckiger Querschnitt), radial & massive Aggregate Mohs: ~7–7,5 • Dichte: ~3,0–3,3 • Glanz: gläsern Farben: alle Farbtöne, oft zoniert (bi‑/tricolor; „Wassermelone") • Phänomene: starker Pleochroismus, seltener Katzenaugeffekt Arten: Elbait (Li-reich), Schorl (Fe-reich, schwarz), Dravit (Mg-reich), Liddicoatit (Ca-reich), Uvit (Mg-Ca)

Turmalin — Die Enzyklopädie der Farbe in einer Mineralgruppe

Turmalin ist eine chemisch vielfältige Gruppe borhaltiger Cyclosilikate, geschätzt für ihre Farbvielfalt und starken Pleochroismus. Kristalle sind typischerweise lange, gerillte Prismen mit dreieckigem Querschnitt. Li-reiches Elbait liefert die meisten Edelsteinfarben (rosa „Rubellit“, blau „Indigolith“, neon Cu-haltige Sorten), während Fe-reiches Schorl schwarz und häufig ist; Mg-reiches Dravit und Ca-reiches Liddicoatit ergänzen die gängigen Edelsteinarten.

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Was es ist
Boro-Cyclosilikat mit einem Ring-Silikat-Gerüst. Variable Kationen (Na, Ca, Li, Mg, Fe, Mn, Al usw.) besetzen mehrere Positionen, was zu unterschiedlichen Arten und Farben führt.
Warum es fasziniert
Außergewöhnliche Farbvielfalt, dramatischer Pleochroismus, häufige Farbzonierung (bi-/tricolor und „Wassermelonen“-Scheiben) und gut ausgebildete Kristalle.
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Pflegeübersicht
Mohs 7–7,5; keine einfache Spaltbarkeit, kann aber spröde sein. Ultraschall/Dampf und hohe Hitze (besonders bei behandelten Steinen) vermeiden. Milde Seife + Wasser; weiches Tuch.

Identität & Benennung 🔎

Gruppe & Struktur

Turmalin ist eine Mineral-gruppe (Turmalin-Supergruppe) von borhaltigen Cyclosilikaten mit einer komplexen allgemeinen Formel: X Y₃ Z₆ (T₆O₁₈)(BO₃)₃ V₃ W (X = Na, Ca, K, ☐; Y = Li, Mg, Fe²⁺, Mn²⁺, Al, Cr, V; Z = Al, Mg, Fe³⁺; T = Si±Al,B; V,W = OH,O,F). Das meiste Edelsteinmaterial gehört zur Elbait-Reihe.

Etymologie

Der Name ist mit dem Singhalesischen Wort tōramalli verbunden, das historisch für mehrfarbige Steine in Sri Lanka verwendet wurde. Handelsnamen wie Rubellit (rot/rosa), Indigolith (blau) und Paraíba-Typ (Cu-haltiges neonblaugrün) beschreiben Farbe/Zusammensetzung innerhalb der Gruppe.

Farbursachen: Fe²⁺→ blau/grün; Mn²⁺/Mn³⁺→ rosa/rot; Cr³⁺/V³⁺→ grün; Cu²⁺ (mit Mn) → lebhaftes „Paraíba“-blaugrün; Farbzonierung ist entlang der c‑Achse häufig.

Wo es sich bildet 🧭

Pegmatite

Die meisten Edelstein-Turmaline wachsen in granitischen Pegmatiten aus B‑ und Li‑reichen spätmagmatischen Fluiden, zusammen mit Quarz, Feldspat, Spodumen, Lepidolith und Beryll.

Metamorphe Gesteine

Dravit/Uvit kommen in Kalk‑Silikat-Marmor und Schiefern vor, wo Bor während der Metamorphose zirkuliert; Kristalle können braun bis grün sein.

Alluviale Ablagerungen

Widerstandsfähige Prismen konzentrieren sich in Plazern. Farbzonierte Kiesel und „Wassermelonen“-Fragmente sind in einigen Bezirken typisch.

Pegmatite liefern die Chemie; lange, gestreifte Prismen zeichnen den Farbverlauf entlang der c‑Achse auf.

Palette & Muster-Vokabular 🎨

Palette

  • Grün — Fe²⁺/Cr/V.
  • Blau (Indigolith) — Fe²⁺; kupferhaltig zeigt Neon-Töne.
  • Rosa/Rot (Rubellit) — manganreich.
  • Schwarz (Schorl) — eisenreich.
  • Bicolor/Wassermelone — rosa Kern, grüner Rand (oder umgekehrt).

Turmalin ist typischerweise stark pleochroisch; der Ton kann entlang vs. quer zur c-Achse deutlich variieren.

Musterwörter

  • Axiale Zonierung — Farbwechsel entlang der Länge.
  • Sektorzonierung — dreieckige Sektoren an den Enden.
  • „Wassermelonen“-Scheiben — rosa Kern, grüner Rand im Querschnitt.
  • Katzenauge — parallele hohle Röhren/Fasern erzeugen Chatoyance (Cabochon).

Beobachtungstipp: Verwenden Sie ein Dichroskop an einem grün/blauen Kristall: die zwei pleochroischen Richtungen erscheinen oft grünlich ↔ bläulich oder hell ↔ dunkel.


Physikalische & optische Details 🧪

Eigenschaft Typischer Bereich / Hinweis
Chemie Komplexes Boro-Cyclosilikat: X Y₃ Z₆ (T₆O₁₈)(BO₃)₃ V₃ W; variable Kationen ergeben Arten wie Elbait, Schorl, Dravit, Liddicoatit, Uvit.
Kristallsystem / Gruppe Trigonal • Turmalin-Gruppe (Supergruppe)
Härte (Mohs) ~7–7,5
Spezifisches Gewicht ~3,00–3,30 (zusammensetzungsabhängig)
Brechungsindex / Optik ~1,614–1,666; Doppelbrechung ~0,014–0,032; meist einachsig (−), manchmal anomaler zweiachsig; starke Pleochroismus.
Glanz / Transparenz Glasig; transparent bis undurchsichtig (schorl undurchsichtig)
Spaltbarkeit / Bruch Unklar bis schlecht; ungleichmäßiger bis subkonchoidaler Bruch; spröde
Elektrische Eigenschaften Pyroelektrisch & piezoelektrisch: Erwärmte oder geriebene Kristalle ziehen Staub/Asche an.
Fluoreszenz Inert bis schwach (Mn-reiche Pinktöne manchmal schwach rot; Cu-haltig variabel)
Behandlungen Erhitzen zum Aufhellen/Enttönen; Irradiation zur Erzeugung/Verstärkung von Pink; Oberflächenbeschichtungen selten; bei Bekanntheit in Aufzeichnungen vermerken.
Feld-ID-Zusammenfassung: Lange gestreifte Prismen mit dreieckigem Querschnitt, starker Pleochroismus, RI ~1,62–1,66 (DR 0,014–0,032), SG ~3,1, keine einfache Spaltbarkeit. Schwarzer Turmalin (Schorl) ist undurchsichtig mit hohem Relief.

Unter der Lupe 🔬

Wachstumsröhren & „Trichite“

Parallele hohle Röhren und feine nadelartige Einschlüsse sind häufig; wenn dicht und ausgerichtet, können sie Chatoyance in Cabochons erzeugen.

Sektor- & Achsenzonierung

Dreieckige Sektorzonierung an der Spitze und Farbstufen entlang der c‑Achse sind diagnostisch. Bicolor „Wassermelonen“-Scheiben zeigen konzentrische Ränder.

Behandlungshinweise

Irradierte Pinktöne können oberflächenkonzentrierte Farbe aufweisen oder beim Erhitzen leicht verblassen; hitzebehandelte Grüntöne können subtile Restzonierungen zeigen. Eindeutige Aussagen erfordern Labortests.


Look‑Alikes & Imitationen 🕵️

Beryll (Smaragd/Aquamarin)

Ähnliche Farben; Beryll hat niedrigeren RI (~1,58), SG ~2,7, hexagonalen Habit, anderen Pleochroismuscharakter.

Quarz (Amethyst/Citrin)

Niedrigerer RI (~1,54), SG ~2,65, kein starker Pleochroismus, anderer Kristallhabit und Einschlüsse.

Iolith (Cordierit)

Starker Pleochroismus, aber biaxial mit RI ~1,54–1,56 und SG ~2,6; zeigt oft ein anderes Farbtrio (blau‑violett↔gelb‑braun).

Korund (Rubin/Saphir)

Höherer RI (~1,76), Dichte ~4,0, andere Einschlüsse. Turmalin hat größere Doppelbrechung; Saphir zeigt oft weniger starkes Doppelbild.

Glas & Spinell

Glas zeigt runde Blasen und einfache Brechung (RI ~1,52); synthetischer Spinell RI ~1,72 und zeigt nicht das pleochroische Verhalten von Turmalin.

Schnelle Checkliste

  • Langer gestreifter Prisma, dreieckiger Querschnitt?
  • Brechungsindex ~1,62–1,66, Doppelbrechung bis ~0,03, starker Pleochroismus?
  • Farbzonierung entlang der c-Achse? → Wahrscheinlich Turmalin.

Fundorte & Verwendungen 📍

Vorkommen

Brasilien (Minas Gerais) — klassischer Elbait in vielen Farben; Afghanistan & Pakistan — lebhafte Pink-, Grün- und Blautöne aus Pegmatiten; Madagaskar — Liddicoatit mit auffälliger Zonierung; Mosambik & Nigeria — kupferhaltige (Paraíba-Typ) und gemischte Farben; USA — Pegmatite in Maine & Kalifornien; Sri Lanka — Dravit/verschiedene Kiesel.

Häufige Verwendungen

Facettierte Edelsteine, die Pleochroismus und Zonierung betonen, Cabochons (besonders Katzenaugen), Perlen und polierte Scheiben von bicolor-/Wassermelonen-Kristallen.

Etikettenvorlage für Exemplare: „Turmalin (Elbait/Dravit/Schorl/…) — Farbe — Fundort — auffällige Zonierung/Phänomene — Behandlung (falls vorhanden).“

Pflege, Schmuck & Lapidär 🧼💎

Alltägliche Pflege

  • Milde Reinigung mit Seife + Wasser; mit weichem Tuch trocknen.
  • Ultraschall/Dampf vermeiden (Einschlüsse, Behandlungen, innere Spannungen).
  • Hitze und schnelle Temperaturwechsel begrenzen; von härteren Edelsteinen fernhalten.

Schmuckanleitung

  • Steine so ausrichten, dass Pleochroismus vs. Sättigung ausbalanciert wird (quer vs. entlang der c-Achse).
  • Dünne bicolor Scheiben schützen; offene Rückseiten vermeiden, wenn Scheiben zerbrechlich sind.
  • Katzenaugen-Turmalin entfaltet seine beste Wirkung in hoch gewölbten Cabochons.

Am Rad

  • Turmalin ist pyroelektrisch – Wärme erzeugt statische Elektrizität, die Schmutz anzieht; kühl halten, leichter Druck.
  • Vorpolieren 600→1200→3k; polieren mit Aluminiumoxid oder Ceriumoxid auf Zinn/Leder. Vermeiden Sie „Orangenschale“ durch Anpassung der Poliergeschwindigkeit.
  • Prüfen Sie auf Spannungssprünge entlang der Länge; orientieren Sie, um das Risiko zu minimieren.
Beobachtungstipp: Vergleichen Sie die Farbe von oben und entlang der c-Achse in einer Kristallscheibe, um pleochroische Tonunterschiede zu zeigen.

Praktische Demos 🔍

Pleochroismus-Test

Verwenden Sie ein Dichroskop bei einem Indigolith oder Rubellit: zwei unterschiedliche Farbtöne/Intensitäten erscheinen und tauschen sich beim Drehen.

Pyroelektrischer Effekt

Wärmen Sie einen Kristall sanft in der Hand: kleine Papierasche oder Fusseln werden angezogen an die Enden – eine zugängliche Physik-Demonstration.

Turmalin ist ein Fallbeispiel dafür, wie Chemie Farbe schreibt und Physik Optik schreibt.

Fragen ❓

Was ist Paraíba-Turmalin?
Cu-haltiger Elbait mit lebhaftem neonblau-grün. Ursprünglich aus Paraíba (Brasilien), ähnliche Chemie kommt in Teilen Afrikas vor; Labore verwenden typischerweise „Paraíba-Typ“ für nicht-brasilianisches Material.

Rubellit vs. rosa Turmalin?
„Rubellit“ ist ein Handelsname für reich gesättigten rot- bis tiefrosa Elbait, der idealerweise die Farbe bei unterschiedlicher Beleuchtung behält.

Hat Turmalin Spaltbarkeit?
Spaltbarkeit ist undeutlich; der Edelstein ist relativ zäh für Schmuck, bleibt aber spröde – scharfe Schläge vermeiden.

Warum sehen manche Steine aus einer Richtung dunkler aus?
Starker Pleochroismus – der Ton ist oft tiefer entlang der c-Achse. Schleifer orientieren Steine, um Helligkeit und Sättigung auszubalancieren.

Ist Bestrahlung sicher?
Ja; die Bestrahlung in der Edelsteinindustrie macht Steine nicht radioaktiv. Die Behandlung sollte, wenn bekannt, dokumentiert werden.

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