Sugilit – Königliches Purpur in Stein gemeißelt
Sugilit ist das traubengeleeartige Purpur, von dem Edelsteinschleifer träumen – manchmal undurchsichtig und grafisch, manchmal ein saftiges, durchscheinendes „Gel“. Chemisch ist es ein Ringsilikat aus der Milarit-Familie; historisch eine weltumspannende Geschichte von einem japanischen Inselaufschluss bis zum Kalahari-Manganfeld in Südafrika. Ein Blick genügt, und Sie verstehen, warum Sammler es „königlich“ nennen. (Keine echten Kronen enthalten – nur sehr königliche Farbe.)
Identität & Benennung 🔎
Ein Ringsilikat mit Star-Qualitäten
Sugilit gehört zur Milarit-Gruppe der Cyclosilikate (Silicatringe). Er ist meist hexagonal und bildet massive bis körnige Aggregate statt auffälliger Kristalle – perfekt für Cabochons und Intarsien.
Was steckt im Namen?
Benannt nach dem japanischen Petrologen Ken-ichi Sugi, der frühe Vorkommen in Japan untersuchte. Die Edelsteinwelt nahm erst nach reichen südafrikanischen Funden Notiz, die königsviolette Farbe auf die Schleifbank brachten.
Wo es sich bildet 🧭
Kalahari-Chemie
Der berühmteste Sugilit stammt aus den Wessels- & N’Chwaning-Minen des Kalahari-Manganfelds (Südafrika). Dort durchdrangen natriumreiche Flüssigkeiten manganreiche Gesteine und kristallisierten Sugilit zusammen mit Aegirin, Richterit, Bustamit und Mn-Kalkspat.
Inselanfänge
Frühere Vorkommen wurden aus Japan (Iwagi-Insel, Präfektur Ehime) als winzige Kristalle in aegirinführendem Syenit beschrieben – wissenschaftlich wichtig, gemmologisch bescheiden.
Von massiv bis „Gel“
Geologische Bedingungen und Spurenelementchemie steuern die Durchsichtigkeit: opakes massives Material (am häufigsten) vs. seltenes durchscheinendes „Gel“ Sugilit mit leuchtender weinlila Tiefe.
Sugilit ist ein Teamplayer – Mangan legt die Bühne, Natrium und Lithium geben den Farbton vor, und die Zeit sorgt für den Schliff.
Palette & Muster-Vokabular 🎨
Palette
- Königsviolett — klassischer südafrikanischer Look.
- Lavendel — heller, oft stärker gefleckt.
- Wein‑lila „Gel“ — durchscheinende Platten/Kabochons.
- Tinten‑schwarz — Manganoxid/Aegirin-Nähte.
- Knochen/Grau — feldspathische oder kalkhaltige Wirtsflecken.
Die Oberfläche reicht von wachsig bis glasig. Durchscheinende Bereiche erhalten eine üppige, glasige Politur, die von innen beleuchtet wirkt.
Musterwörter
- Flecken — weiche Wolken aus helleren/dunkleren Violetttönen.
- Netzadern — schwarze Mn-Oxid-Linien, die das violette Feld "tinten".
- Streifen & Fäden — schlanke Aegirin-Nadeln oder dunkle Fäden.
- Gel-Fenster — durchscheinende Scheiben innerhalb sonst undurchsichtiger Masse.
Foto-Tipp: Verwenden Sie ein breites, weiches Hauptlicht, um das gesättigte Violett zu halten; ein kleiner Seitenlichtakzent betont die schwarzen Adern. Beleuchten Sie dünne "Gel"-Stücke von hinten für einen Glasfenster-Effekt.
Physikalische & optische Details 🧪
| Eigenschaft | Typischer Bereich / Hinweis |
|---|---|
| Chemie | KNa₂(Fe,Mn,Al)₂Li₃Si₁₂O₃₀ (Fe/Mn/Al-Verhältnisse variieren; Li ist essentiell) |
| Kristallsystem / Gruppe | Hexagonal • Cyclo‑silicat (Milarit-Gruppe) |
| Härte (Mohs) | ~6–6,5 (guter Alltagsgebrauch bei Vorsicht) |
| Spezifisches Gewicht | ~2,74–2,80 |
| Brechungsindex / Optik | ~1,607–1,614; Doppelbrechung ~0,002–0,004; einachsig (−) |
| Pleochroismus | Schwach–mäßig: violett ↔ leicht rotviolett in durchscheinenden Stücken |
| Glanz / Transparenz | Wachsig–gläsern; opak bis durchscheinend (selten fast transparent) |
| Spaltbarkeit / Bruch | Schwache/undeutliche Spaltbarkeit; unregelmäßiger bis subkonchoidaler Bruch; spröde |
| Fluoreszenz | Schwach bis keine (einige Steine zeigen stumpfes Rot/Orange durch Mn-haltige Begleiter) |
| Behandlungen | Mögliche Färbung zur Intensivierung des Violetts; Stabilisierung/Imprägnierung für poröse Bereiche; "rekonstituierte" Harzkomposite existieren – Offenlegung erfragen |
Unter der Lupe 🔬
Violettes Mikromosaik
Massiver Sugilit zeigt eine körnige Struktur aus ineinandergreifenden violetten Bereichen mit weichen Grenzen; sauberere "Gel"-Zonen erscheinen glatter und lassen Licht durch.
Dunkle Begleiter
Achten Sie auf Aegirin als schlanke schwarze Nadeln, Manganoxide als tintenartige Nähte und Calcit als blasse Adern – häufig im Kalahari-Material.
Behandlungshinweise
Gefärbte Steine können Farbansammlungen in Poren und Bohrlöchern zeigen; harzreiche Bereiche haben einen plastikartigen Glanz und geringeres Gewicht. Natürliche Stücke behalten subtile Flecken und einen mineralischen Glanz.
Look‑Alikes & Imitationen 🕵️
Charoit
Auch lila, aber mit dramatischen chatoyanten Wirbeln und seidiger faseriger Textur; typischerweise höherer RI und andere Begleitminerale (Syenit aus Sibirien).
Amethyst (Quarz)
Transparent mit Kristallfacetten und RI ~1,54; keine schwarzen Mn-Adern; sehr unterschiedliches Gefühl in der Hand und im Licht.
Lepidolith & violetter Glimmer
Schuppig/Spaltbar mit glimmerndem Funkeln; weicher als Nagel und geringere Zähigkeit.
Gefärbter Howlith/Magnesit
Porös, oft zu gleichmäßiges Lila; Farbe konzentriert sich in Vertiefungen und um Löcher; Härte ~3,5–4 (kratzt leicht).
Falsche Bezeichnungen als „lila Jade“
Nephrit/Jadeit erreichen selten Sugilit-Lila; RI/SG und Textur unterscheiden sie im Labor schnell.
Schnelle Checkliste
- Kräftiges, königliches Lila mit schwarzen Mn-Linien?
- RI ~1,61, SG ~2,75, kein Glanz von Glimmer?
- Transluzente „Gel“-Fenster (manchmal)? → Wahrscheinlich Sugilit.
Fundorte & Verwendungen 📍
Wo sie strahlt
Südafrika (Kalahari-Manganfeld) ist der Maßstab für edelsteinfarbenes Lila, einschließlich seltenem transluzentem Material. Weitere Vorkommen gibt es in Japan (Typfundort, mikrokristallin) sowie Berichte aus Kanada, Italien und anderen Orten – meist geringfügig im Edelsteinbereich.
Was Menschen herstellen
Cabochons und Perlen, die gefleckte violette Flächen zeigen, Intarsien für kräftige Farbakzente und die begehrten „Gel-Sugilit“-Cabochons, die wie ein gegossenes Weinglas aussehen – verantwortlich für viele begeisterte Ausrufe auf Edelsteinmessen.
Pflege, Schmuck & Lapidär 🧼💎
Alltägliche Pflege
- Reinigen mit lauwarmem Wasser + mildem Seifenmittel; mit weichem Tuch trocknen.
- Vermeiden Sie Ultraschall, Dampf und starke Chemikalien (besonders bei geflecktem oder stabilisiertem Material).
- Separat lagern – Quarz und Korund können die Politur zerkratzen.
Schmuckanleitung
- Ausgezeichnet für Anhänger, Ohrringe, Broschen.
- Für Ringe wähle schützende Zargen oder flache Designs.
- Transluzente „Gel“-Stücke profitieren von sauberen Rückseiten und geschlossenen Fassungen, um die Farbe zu vertiefen.
Am Rad
- Auf Mn-Oxid-Nähte prüfen; bei Bedarf stabilisieren & offenlegen.
- Cabochon mit leichtem Druck; Vorpolitur 600→1200→3k; Finish mit Aluminiumoxid oder Ceriumoxid auf Leder/Filz.
- Bleib kühl – Hitze kann Mikrorisse entlang dunkler Adern fördern.
Praktische Demos 🔍
Einblick in Pleochroismus
Mit einem Dichroskop bei einem transluzenten Stück suche nach zwei violetten Farbtönen, die beim Drehen die Plätze tauschen – subtil, aber befriedigend.
Matrix-Karte
Unter 10× verfolge eine schwarze Naht und finde eine Aegirin-Nadel oder eine Calcitader, die das lilafarbene Feld durchquert. Das verwandelt den Stein in eine winzige geologische Karte.
Wenn Lila einen Pass hätte, würde er „Japan“ und „Kalahari“ stempeln und sich dann in einem Anhänger mit zufriedener Ausstrahlung niederlassen.
Fragen ❓
Warum sehen manche Stücke fleckig aus?
Natürliches Fleckenmuster spiegelt variablen Fe/Mn-Gehalt und Verwachsungen mit dunklen Mn-Mineralien wider – ein Markenzeichen von Sugilit.
Verblasst Sugilit?
Die Farbe ist im Allgemeinen stabil im Innenbereich. Vermeide längere Hitzeeinwirkung oder aggressive Chemikalien, die den Glanz trüben oder behandelte Steine beeinträchtigen können.
Wie verbreitet ist „Gel-Sugilit“?
Selten. Das meiste Material ist undurchsichtig; transluzentes, reines Lila ist viel seltener und entsprechend begehrt.
Wie erkennt man Imitationen?
Achte auf zu gleichmäßiges Lila, Farbstoff in Poren/Löchern, harzlastiges Gefühl und sehr geringe Härte. Ein Edelsteinlabor kann dies mit RI/SG und Spektroskopie bestätigen.