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Obsidian

Obsidian ‱ Vulkanisches Glas (Mineraloid) Chemie: Siliciumdioxid-reicher Schmelz (rhyolithisch) ‱ SiO₂ ~70–78% Mohs ~5–5,5 ‱ Dichte ~2,3–2,45 Bruch: Muschelig (rasiermesserscharf) PhĂ€nomene/Sorten: Schneeflocke ‱ Schimmer ‱ Regenbogen ‱ Mahagoni ‱ „Apache-TrĂ€nen“

Obsidian — Vulkanisches Glas mit einem Feuer-GedĂ€chtnis

Obsidian ist Lava, die so schnell abgekĂŒhlt ist, dass sie keine Zeit zum Kristallisieren hatte. Das Ergebnis ist natĂŒrliches Glas—glatt, glĂ€nzend und fĂ€hig, in Kanten zu brechen, die so scharf sind, dass ein Geologe leise „vorsichtig“ sagt. In der Hand ist es Mitternacht mit Spiegelglanz; auf mikroskopischer Ebene ist es ein elegantes Geflecht aus eingefrorenem Schmelz. Wenn Gestein eine minimalistische Phase hĂ€tte, wĂ€re es diese.

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AbkĂŒhlungsgeschichte
Schnelles Abschrecken von felsischer Lava → keine Kristalle (amorph)
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Visuelles Merkmal
Glasglanz, muschelförmige BruchflĂ€chen, Fließbandierung
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Menschliche Geschichte
Seit der Vorgeschichte fĂŒr ultrascharfe Werkzeuge geschĂ€tzt

IdentitĂ€t & Benennung 🔎

Was es ist

Obsidian ist natĂŒrliches vulkanisches Glas, ein amorpher (nicht-kristalliner) Feststoff, der durch schnelles AbkĂŒhlen von silica-reicher Lava entsteht. Da es keine langreichweitige Kristallstruktur besitzt, wird es als Mineraloid und nicht als Mineral klassifiziert.

Hydration & Alterung

Frischer Obsidian enthĂ€lt kleine Mengen gelösten Wassers. Im Laufe der Zeit bildet sich an der OberflĂ€che eine Hydrationsschale, da Wasser eindiffundiert; unter bestimmten Bedingungen devitrifiziert das Glas teilweise zu Perlit—einem leichten, popcornartigen Gestein, das in Blumenerden verwendet wird.

Nerd-Hinweis: ArchĂ€ologen schĂ€tzen manchmal relative Alter mit Obsidian-Hydratationsdatierung, indem sie diese Rinde messen — eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen die Hautpflege eines Steins wissenschaftlich nĂŒtzlich ist.

Wie es entsteht & Texturen 🌋

Abschrecken von felsischer Lava

Obsidian bildet sich an den RĂ€ndern von Rhyolithkuppeln und -strömen, entlang von LavakanĂ€len und um flache Intrusionen, die schnell abkĂŒhlen. Schneller WĂ€rmeverlust verhindert, dass sich Atome zu Kristallen anordnen — es entsteht Glas.

Fließbandbildung & Microlite

Wenn Lava fließt, richten sich winzige Kristalle (Microlite) und Schmelzschichten aus und erzeugen FließbĂ€nder — subtile BĂ€nder, die das Licht einfangen. Unter der Lupe erscheinen sie als feine, parallele Streifen.

Devitrifikation & Schneeflocken

Mit der Zeit oder sanfter ErwĂ€rmung kann Siliziumdioxid im Glas als radiale Spherulite aus Cristobalit kristallisieren — wodurch Schneeflocken-Obsidian entsteht. Zwiebelschalenartige perlitische Risse können sich durch Hydratation und AbkĂŒhlungsspannungen bilden.

Sheen- & Regenbogeneffekte

Sheen-Obsidian (golden/silbrig) leuchtet durch dĂŒnne Schichten winziger Blasen, die im Glas ausgerichtet sind. Regenbogen-Obsidian schimmert mit Interferenzfarben durch nanoskalige Schichten von EinschlĂŒsse — die subtile Hologramm der Geologie.

„Apache-TrĂ€nen“

Kleine, gerundete Obsidian-Knollen, verwittert aus perlitischen Tuffen. Gegen das Licht gehalten, werden sie transluzent braun wie starker Tee — immer eine erfreuliche Überraschung.

Perlit: das Nachleben

Hydratisches Obsidian kann sich beim Erhitzen in schaumiges weißes Perlit ausdehnen — es platzt buchstĂ€blich in leichte Körner, die in der Gartenbau- und Leichtbetonherstellung verwendet werden.

Kurzgeschichte: geschmolzene Siliziumdioxid, ein plötzlicher KĂ€lteschock und ein fĂŒr immer eingefrorener Fluss.

Farben & Sorten 🎹

Palette

  • Schwarz — klassisch, oft mit subtilen Brauntönen bei starkem Licht.
  • Mahagoni — warme braun/schwarze Wirbel (Eisenoxide).
  • Rauch/Stahl/GrĂŒn — Spurenelementgeschmack und Blasendichte.
  • Schneeflocke — grau-weiße Spherulite im schwarzen Glas.
  • Goldener Schimmer — interne Blasenschichten reflektieren warmes Licht.
  • Regenbogen — Interferenzfarben in konzentrischen Bögen.

OberflÀche & Bruch

  • Glasartiger Glanz wie poliertes Glas.
  • Muschelige BruchflĂ€che erzeugt gebogene „Schalen“-BrĂŒche und ultrascharfe Kanten.
  • Transparenz: undurchsichtig bis lichtdurchlĂ€ssig an dĂŒnnen Kanten (teebraun).

Fototipp: Seitenlicht bei ~30° zeigt FließbĂ€nder; eine weiße Reflexionskarte gegenĂŒber der Lichtquelle mildert Blendung und vertieft Schwarztöne.


Physikalische & optische Eigenschaften đŸ§Ș

Eigenschaft Typischer Bereich / Hinweis
Zusammensetzung Siliciumdioxid-reiches Schmelzmaterial (rhyolithisch); SiO₂ ~70–78% plus Al, Na, K, Fe, Spurenelemente
Struktur Amorph (keine langreichweitige Ordnung) → Mineraloid
HĂ€rte ~5–5,5 (kann gewöhnliches Glas zerkratzen; splittert leicht)
Dichte ~2,30–2,45
Spaltbarkeit / Bruch Keine Spaltbarkeit; muscheliger Bruch
Brechungsindex ~1,48–1,51 (variiert mit der Zusammensetzung)
Glanz Glasartig; harzartig auf verwitterten OberflÀchen
Strichfarbe Weiß (Pulver); selten verwendet—die Strichplatte ist hĂ€rter und wird das Glas markieren
Magnetismus Nicht magnetisch (außer eisenreiche EinschlĂŒsse sind vorhanden)
KantenrealitĂ€t: Frische Splitter sind sehr scharf—Obsidian-Kanten können Nanometer-DĂŒnnheit erreichen. Behandeln Sie sie wie eine Klinge, nicht wie einen Kiesel.

Unter der Lupe / Mikroskop 🔬

Fließstrukturen

Achten Sie auf parallele Schwaden und streifige BĂ€nder—Mikrolite und winzige Blasen, die durch Fluss ausgerichtet sind. Diese erzeugen unter schrĂ€gem Licht einen satinartigen Glanz.

Spherulite & Perlit

Schneeflocken-Spherulite zeigen zarte, strahlenförmige Nadeln. Perlitische Risse erscheinen als konzentrische, schalenförmige BrĂŒche, die Hydratationsfronten nachzeichnen.

Schimmer & Regenbogen

Unter VergrĂ¶ĂŸerung entsteht der Glanz durch Blasenlagen; der Regenbogen durch ultradĂŒnne geschichtete EinschlĂŒsse, die Interferenzfarben verursachen – beide Ă€ndern sich mit dem Betrachtungswinkel.


Look‑Alikes & Wie man sie erkennt đŸ•”ïž

Schwarzer Feuerstein/Chert

Ebenfalls muschelig, aber hÀrter (~7) und oft leicht wachsig statt glasig. Feuerstein zeigt hÀufig hellere Rinde und sedimentÀren Kontext.

Basalt

Feinkörniges magmatisches Gestein mit winzigen Kristallen; matterer Glanz; keine glasige Durchsichtigkeit an den Kanten. Basalt enthÀlt oft sichtbare Feldspat- oder Pyroxen-Mikrolite.

Schwarzer Onyx & Jade

Onyx ist gebÀnderter Chalcedon (mikrokristalliner Quarz) und viel hÀrter; Jade (Nephrit/Jadeit) ist zÀher mit faseriger/granularer Textur und ohne muschelförmige BruchflÀchen.

Tektite

Impaktglas: matte, pockennarbige OberflĂ€chen („Lechatelierit“-Texturen), aerodynamische Formen. Obsidian ist normalerweise glĂ€nzender mit FließbĂ€ndern durch Lavabewegung.

Industrieschlacke

Kann schwarzem Glas Ă€hneln, zeigt aber oft blasige, seilartige Texturen und metallisch schimmernde Streifen. Der Kontext (in der NĂ€he alter Öfen/Eisenbahnlinien) ist ein Hinweis.

Schnellcheckliste

  • Glasartiger, spiegelĂ€hnlicher Glanz.
  • Muschelförmige BruchflĂ€chen mit rasiermesserscharfen Kanten.
  • Durchscheinend tee-braun an dĂŒnnen Kanten (die meisten Exemplare).

Fundorte & ArchĂ€ologie 📍

Fundorte

Obsidian umgibt viele felsische Vulkanzentren weltweit: Mexiko (Pachuca, Ucareo), USA (Yellowstone, Glass Buttes OR, Newberry, Kalifornien), Island, TĂŒrkei (Kappadokien), Italien (Lipari, Pantelleria), Japan, Armenien, Äthiopien und darĂŒber hinaus.

Handel & Werkzeuge

PrĂ€historische Kulturen schlugen Obsidian zu Klingen, Spitzen und Spiegeln. Chemische „Fingerabdruck“-Analysen (Spurenelement-Geochemie) ermöglichen es ArchĂ€ologen, Artefakte zu ihren vulkanischen Quellen zurĂŒckzuverfolgen und Handelsrouten ĂŒber antike Landschaften zu kartieren.


Pflege & Sicherheit đŸ§Œ

Handhabung

  • Kanten sind messerscharf. Gehen Sie mit polierten AbschlĂ€gen und frischen Bruchstellen vorsichtig um (und Finger aus der Bruchlinie).
  • Obsidian ist spröde; vermeiden Sie harte StĂ¶ĂŸe und StĂŒrze.

Reinigung

  • Lauwarmes Wasser + mildes Seifenmittel + weiches Tuch; abspĂŒlen und trocknen.
  • Vermeiden Sie schnelle Temperaturschwankungen – Glas mag keinen thermischen Schock.

Aufbewahrung & PrÀsentation

  • Separat von hĂ€rterem Quarz/Korund lagern, um den Glanz scharf zu halten.
  • Seitenlicht bei etwa 30° hebt FließbĂ€nder und Schimmereffekte hervor.
Beim Abschlagen oder Zuschneiden: Augenschutz, Handschuhe und richtige Technik sind ein Muss – Obsidian splittert wie Glas (weil es Glas ist).

Praktische Demonstrationen đŸ§Ș

Muschelförmige BruchflÀche

Untersuchen Sie eine Bruchkante unter starkem Seitenlicht und verfolgen Sie die Wellen vom Einschlagpunkt. Jede Welle ist eine eingefrorene Stoßwelle im Glas.

Tee-braune Durchsichtigkeit

Halten Sie eine dĂŒnne Kante vor eine Taschenlampe: Viele "schwarze" StĂŒcke leuchten braun bis rauchgrau. Das ist ein schneller, befriedigender Test, dass Sie vulkanisches Glas in der Hand haben.

Kleiner Witz: Obsidian hegt keine Groll – es hĂ€lt nur eine Schneide.

Fragen ❓

Ist Obsidian ein Mineral?
Nein. Es ist ein Mineraloid (natĂŒrliches Glas), weil es keine sich wiederholende Kristallstruktur besitzt.

Warum sieht Obsidian manchmal irisierend aus?
DĂŒnne, gleichmĂ€ĂŸig verteilte Blasen- oder Nanopartikel-Schichten im Glas verursachen Lichtinterferenz, wodurch ein Schimmer oder Regenbogenfarben entstehen, die sich mit dem Blickwinkel Ă€ndern.

Kann Obsidian wirklich transparent sein?
Selten in dicken StĂŒcken. DĂŒnne Splitter und Apache-TrĂ€nen können durchsichtig bis fast transparent braun sein.

Kratzt er leicht?
Es ist mĂ€ĂŸig hart (~5–5,5), aber nicht zĂ€h. Es widersteht sanfter Abrasion, splittert jedoch bei scharfen SchlĂ€gen – denken Sie an Fensterglas, nicht an Granit.

Was ist der Unterschied zwischen Obsidian und Perlit?
Perlit ist hydrierte Obsidian, die voller winziger, wasserreicher HohlrĂ€ume ist. Schnell erhitzt, blĂ€ht es sich zu weißen Granulaten auf – GĂ€rten lieben es.

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